St. Kanzian am Klopeiner See
St. Kanzian liegt an einem der
wohl bekanntesten Badeseen Österreichs und zählt fast eine Million Nächtigungen
in der Hauptsaison. Weniger bekannt ist, daß dieser wunderschöne Ort
auch den »Rest des Jahres« über viel Erlebens-, Erfahrens- und Genießenswertes
verfügt.
Von Christa und Michael Mössmer
(Text und Fotos)
Ein weites Tal wird fast beschützend umringt von den großen
Bergmassiven im Süden Österreichs: von den Seetaler Alpen, den
Saualpen und den Karawanken. Diese geologische Formation gönnt dem
ruhigen und nahezu unberührten Land nicht nur überaus sonniges, fast
mediterranes Klima, sondern auch eine Art Bilderrahmen, der jeden Ort,
jeden Platz in der Region Südkärnten zu perfekten Gemälden macht. Im
südwestlichen Teil dieses Landstriches, den man von Wien in etwa drei
Stunden, von der Landeshauptstadt Klagenfurt in rund 20 Minuten
erreicht, liegt ein Ort mit langer Tradition im Betreuen von Gästen:
St. Kanzian am Klopeiner See.
Unser erster Abend am Klopeiner See
bietet uns Naturschauspiele |
Still, feudal. heiter, pulsierend, beschaulich, ein wenig außerhalb
bäuerlich und auch wildromantisch ist der Ort St. Kanzian durch Jahre
hindurch gewachsen, hat Erfahrung im sanften Tourismus seit nun schon
1884, als die ersten Sommerfrischler den wärmsten Badesee Österreichs
zu ihrem Ziel erklärten.
Die Sommerfrische, also ein über die Sommermonate durchgehender
Aufenthalt am Land, wo Mütter und Kinder Ferien verbrachten, der Vater
als Ernährer gerade ein paar Tage sich vom Arbeitsplatz oder Betrieb
loseisen konnte, diese Sommerfrische ist der Hektik unserer Zeit
gewichen. Zum einen wohl durch die stetig gewachsenen Ansprüche an
Zimmervermieter und Gastronomie, die man sich deshalb heute keine sechs
bis acht Wochen hindurch mehr leisten kann, zum anderen durch den
allgemeinen Drang, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu erleben.
Und dabei auch noch möglichst weit „herumzukommen“.
Vielen aber sind diese Auswüchse der industrieller Freizeitgestaltung
einfach zu hektisch. Die Frage: „Wohin dann?“ ist denkbar einfach
beantwortet. Wie wäre es denn mit einer Mischung aus Dramatik und
Einfachheit? Einer Landschaft, dominant von Bergen umringt, ausgeweitet
durch eine immergrüne Waldlandschaft, durchzogen von fruchtbaren
Feldern unterbrochen von üppigen Wiesen. Und inmitten dessen wie ein
feinst geschliffener, smaragden schimmernder Stein, der Klopeiner See.
Viele kennen nur die plakative Seite dieses Sees, dessen klingender
Name seit Jahrzehnten mit Urlaub in Kärnten untrennbar verbunden ist.
Und es gilt, diesen Ort und seine ihn umgebende Landschaft selbst zu
entdecken. Vieles will erkundet, bewandert, befahren, erklommen und
erobert sein, um als neues Stückchen Heimat gefunden zu werden.
Wir wollen uns nun kurz dem See selbst zuwenden. Die 110,63 Hektar Fläche
sind nur der Rest eines ehemals viel größeren, nacheiszeitlichen Sees.
Man muß sich vorstellen, daß er einst das ganze Gebiet um die heutige
Ortschaft Kühnsdorf umfaßte, die immerhin rund 5 Kilometer (!)
entfernt ist. Die Geschiebe der nacheiszeitlichen Vellach ließen
lediglich die Wasserfläche des heutigen Klopeiner Sees und des
Kleinsees übrig. Das Südufer des Klopeiner Sees schließt an eine
Konglomerathochfläche an, die sogenannte Rückersdorfer Platte. Die übrigen
Ufer werden von Schotterfluren, Moränen und Sedimenten des ehemaligen Kühnsdorfer
Sees umrahmt. Der Klopeiner See wird nur schwach durchströmt, lediglich
einige kleine oberflächliche Zuflüsse mit geringer Wasserführung und
das Grundwasser speisen ihn. Dadurch ist er einer der am geringsten
durchfluteten Seen Kärntens, der im Westen in die Drau abfließt.
Bedingt durch überdurchschnittliche Sonnenscheindauer im Frühjahr und
im Sommer sowie durch die windgeschützte Lage in dem allseits von
Bergen umgebenen Teil des Kärntner Beckens erwärmt sich der Klopeiner
See in den Sommermonaten sehr stark. Temperaturen über 25°C werden über
einen längeren Zeitraum gemessen. Der biologische Zustand der Kärntner
Gewässer ist in den vergangenen Jahren übrigens mit größter
Anstrengung soweit verbessert worden, daß man vielfach
Trinkwasserqualität vorfindet.
Bis 11,5 Meter reicht die
durchschnittliche Sichttiefe im Klopeiner See. |
Beim Klopeiner See etwa hat man rechtzeitig mit dem Bau einer
Kanalisationsanlage zur Ableitung der häuslichen Abwässer aus dem
Einzugsgebiet begonnen und zusätzlich bereits 1975 eine
Tiefenwasserableitung installiert, über welche nährstoffreiches,
sauerstoffarmes Wasser aus der Tiefe des Sees abgeleitet wird. Nicht nur
für Taucher interessant sind die Werte der durchschnittlichen
Sichttiefe, die zuletzt im Kärntner
Seenbericht 2001 (pdf-File), neben vielen anderen, veröffentlicht
wurden: Der Klopeiner See liegt mit 11,5 m auf Platz eins, gefolgt vom
Weißensee mit 10,1 m und dem Greifenburger Badesee mit 8,6 m (Quelle:
Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 15 Umweltschutz und Technik).
Wir haben St.
Kanzian und den Klopeiner See für Sie besucht. Die folgenden
Zeilen wollen versuchen, Ihnen ein wenig die Stimmung zu vermitteln und
anregen, das Erzählte an Ort und Stelle nachzuempfinden und selbst zu
entdecken.
Die etwa 300 km von Wien aus legt man großteils über die Autobahn A2
zurück, die restliche Strecke führt durch wunderschöne Landschaft.
Die Anreise mit dem Zug von Wien dauert wohl ein wenig länger, da es
keine direkte Verbindung gibt. Man fährt vorerst in die
Landeshauptstadt Klagenfurt, wo man in einen Regionalzug umsteigt. Der
bietet übrigens für Eisenbahnfreunde quasi eine kostenlose Führerstandfahrt,
da eine Glasscheibe in der Türe zum Fahrer freie Sicht auf die Strecke
erlaubt. Ab Tainach-Stein, das nur mehr ein paar Kilometer von St.
Kanzian entfernt ist, sollte man – mangels brauchbarer Verbindungen
– eine Abholung durch seinen Hotelier oder Zimmervermieter vereinbart
haben, Linienbusse verkehren nämlich eher selten.
Ein kleiner, erster Spaziergang durch den abendlichen Ort, nicht als
Besichtigungstour, sondern nur als Einstimmung geplant, bietet uns das
erste Naturschauspiel: Während im Westen die tiefe Abendröte langsam
abnimmt, bricht gleißendes Mondlicht durch die wenigen dichten Wolken
im Osten und spiegelt sich im See. Es geht, wie es so schön heißt, ein
kleines Lüfterl, das die Oberfläche des Sees leicht kräuselt und so
das Naturschauspiel nicht eins zu eins wiedergibt, sondern wie auf einem
Malgrund abbildet.
Fast ist die Sonne hinter den Bergen
verschwunden, als … |
… gleißendes
Mondlicht durch die Wolken bricht.
|
|
|