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Knappe zehn Minuten später stehen wir mit Peter Jernej,
wir haben übrigens eines seiner gemütlichen
Appartements bezogen, am Ufer der Drau und wundern uns – bei
strahlendem Sonnenschein – noch immer darüber, daß wir warme Überkleidung
mitnehmen sollten. Die Zille diente ursrüpnglich als Rettungsboot auf
der Donau bei Wien und kam auf Umwegen nach Kärnten. Liebevoll hat sie
Peter Jernej hergerichtet und erzählt uns, daß er zwei, drei Mal wöchentlich
damit hinausfährt um auszuspannen, Pläne für das Appartementhaus zu
schmieden, das er gemeinsam mit seiner Frau führt, oder einfach eine
Stunde in Ruhe zu lesen. Mit seinem Schwager, einem Fischer, trifft er
sich bisweilen, um gemeinsam mit den Familien frisch gefangene Fische
auf einer der vielen kleinen Inseln zu grillen.
Leise tuckert das Boot der breiten, still dahinfließenden Drau entlang, die hier
Verstreute Dörfer und Siedlungen, einsame, wunderschön zwischen hohen Bäumen angelegte Villen, in deren Fenstern sich die Abendsonne spiegelt. Wir nähern uns einer der vielen kleinen Inseln und verweilen dort ein wenig, um Enten und Schwäne in ihrer Beschaulichkeit zu beobachten. Die Stille des Flußes hat uns auch still werden lassen. Nur mehr ein Staunen und Schauen in eine Landschaft, die so unberührt scheint. Obwohl, das kann man sich heute gar nicht vorstellen, der Fluß vor Jahren durch Abwässer diverser Fabriken zum Tode verurteilt war, wurde er durch mutige Initiative wieder zu einem lebendigen Fluß. Aufbehalten für die nächsten Generationen. Heute ist er klar, lebendig und voller Vitalität und bietet einen Lebensraum. Trinkwasserqualität, so erzählt man uns, hat die Drau heute. Und wir glauben das sofort. Wie als Beweis dafür lassen wir unsere Hände langsam in dieses klare Wasser gleiten, spüren die sprudelnde Kälte des Flusses, beobachten das gleißende Licht der untergehenden Abendsonne, die sich in den sanften Wellen der Drau widerspiegelt, hören das plätschern der Wellen, die auf unser Boot schlagen, fühlen den kalten Wind und riechen das Wasser, hören, in Gedanken, uralte Lieder der Fischer, die einst mit ihren Booten und vollen Netzen im Dunkel der Nacht heimkehrten. Unter der Draubrücke fahren wir weiter Richtung Völkermarkt und das Ufer beginnt immer mehr zuzuwachsen. Nach einer Biegung verändert sich die Landschaft vollkommen: Es beginnt der grüne „Canon“ der Drau. Hoch ragen die Berge links und rechts mit ihren dicht bewachsenen Wäldern und durch diese grüne Schlucht eilt die Drau, noch vorher mit der Donau vereint, dem Schwarzen Meer entgegen. Wir aber kehren um und fahren wieder unter der – bei Nacht übrigens herrlich beleuchteten – Draubrücke durch. Vor uns sehen wir die hoch aufsteigenden Karawanken mit ihren steil aufragenden Felsen und herabstürzenden Bächen, die wie weiße Bänder von den schneebedeckten Spitzen dem Tal entgegeneilen. Alles ist jetzt von der untergehenden Sonne eingetaucht in warmes Licht; lange Schatten künden bereits die beginnende Nacht an, als wir unseren Blick noch einmal über die Drau wandern lassen, deren Gast wir für eine kleine Weile sein durften. Die Farben am Himmel ziehen einen tiefroten Schleier übers Land und zum letzten Mal für heute glühen die Karawanken im Abendrot auf. Die Drau fließt als dunkles Band in Stille der Nacht entgegen. Am Rückweg vom Drauufer nach St. Kanzian sehen wir noch eine der schönsten Abendstimmungen, die wir jemals erlebt haben. Aber sehen Sie selbst: |