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Ein Besuch am »Ponyhof«

 

erstellt am
25. 06. 03


Welche geplagten Eltern träumen, auch wenn deren Kinder solche sind, die zu den besonders braven zählen, nicht von einem Ort, wo es nicht dauernd heißt: Sitz ruhig! Sprich leiser! Schrei nicht so ‘rum! Benimm dich!? Es gibt solche Orte.



Der Ponyhof in Steinerberg liegt nur ein paar Kilometer außerhalb von St. Kanzian am Klopeiner See

Foto: Österreich Journal
Einer davon ist das riesengroße Anwesen rund um den Ponyhof in Steinerberg, ein paar Kilometer außerhalb von St. Kanzian am Klopeiner See. Der Ponyhof liegt in einer traumhaften Gegend. Die Karawanken, deren Gipfel bis in den frühen Sommer noch mit Schnee bedeckt sein können, bilden ein Panorama von unvergleichbarer Schönheit. Dieser mächtigen Begrenzung Südkärntens vorgelagert ist eine waldreiche Gegend, mitten darin liegt der Ponyhof.

Hier ist alles lebendig: Kühe, Schweine, Hasen, Enten, Katzen, Hunde. Die drei Bernhardiner haben es uns besonders angetan, wobei einer davon gerade mal ein paar Monate alt war und von einer Kinderschar umringt und – nach kurzen Rangeleien – von einem nach dem anderen hin und hergetragen wurde. Es war ein richtiges G´riß um diesen kleinen, süßen Bengel, der noch nicht einmal sicher auf den eigenen Beinen war, sich aber doch wohlfühlte. Er ließ sich kraulen und streicheln, auch die Kinder konnten nicht genug davon bekommen. Eigentlich hätte er jetzt nur noch zu schnurren brauchen.



Helga Nachbar, Bäuerin, Wirtin und Reitlehrerin, zeigt uns in ihrer wunderbar gelegenen Koppel

Foto: Österreich Journal
Helga Nachbar fährt uns mit ihrem Jeep zur Pferdekoppel. Kaum sind wir dort angekommen, traben schon sechs, sieben Pferde an. Es werden mehr, als sie eine Begrüßung ruft, jetzt sind es wahrscheinlich 16 oder 17. "Nein, es gibt nichts", sagt Helga Nachbar einige Male und sehr eindringlich. Die großen Vierbeiner glauben es trotzdem nicht, umringen uns neugierig. Vielleicht haben ja die Neuen etwas Leckeres mit.



Sie sind schon recht groß. Mit ein wenig gemischten Gefühlen lassen wir uns aber abschnuppern, ob wir nicht doch irgendwo ein Stückchen Zucker versteckt haben. Ein bißchen


Unser Freund und Begleiter, Adrian Eberhart

Foto: Österreich Journal
enttäuscht finden sie sich dann damit ab, daß es absolut nichts gibt. Unser Freund und Begleiter, Adrian Eberhart, versucht Abhilfe zu schaffen, indem er am Waldesrand eine Handvoll besonders saftiger Gräser auftreibt. Wie sich aber herausstellt, hat uns das mehr interessiert als die Pferde, die sich nicht einmal zu einem Gruppenfoto zusammentreiben lassen. Statt dessen knabbert ein Junges, fast Schwarzes, jetzt mit fast frechem Blick an einem Hosenbein. Naja, das kommt davon. Ganz zutraulich stubsen uns andere an der Schulter, schauen uns fragend an und während wir sie tätscheln, vorsichtig ihren Kopf streicheln, versprechen wir ihnen, beim nächsten Mal jedenfalls Würfelzucker mitzunehmen. Wenn Sie vor uns dort sein sollten, denken Sie halt inzwischen daran.

Jetzt muß ich (Michael) Ihnen noch etwas erzählen. Also, ich habe in früheren Zeiten, als Halbwüchsiger, einmal Gelegenheit gehabt, ein paar Schritte zu reiten, und das kam bzw. endete so: Die wohlhabenden Eltern einer Schulkollegin hatten dieser, einer bereits hervorragenden Reiterin, ein sehr temperamentvolles, kohlschwarzes Pferd geschenkt. Das zeigte sie mir recht stolz und meinte es sicherlich sehr gut, als sie mir anbot, doch auch einmal aufzusteigen. Sie nahm mir jede Scheu, da der Rappe fromm wie ein eben schwarzes Schaf wirkte.


Auf vielen Tausenden Quadratmetern haben die Pferde ausreichend Auslauf

Foto: Österreich Journal
Scheinbar kannte er das diesbezügliche Sprichwort und entledigte sich meiner schneller, als mir und meiner Freundin lieb war. Zugegeben, gelacht hat er nicht, aber wenn Sie seinen Blick gesehen hätten … So viel zum Thema Respekt vor großen Tieren, überhaupt, wo einem dann noch andere passende Ausdrücke einfallen wie "Pferdegebiß", "ich glaub, mich tritt ein Pferd", usw. Also: Ich habe wieder einmal die Ersatzfilme im Auto vergessen, nütze die Gelegenheit, als sich alle Pferde um Helga Nachbar, Adrian Eberhart und meine Frau Christa scharen und schleiche mich davon in Richtung Nachbar-Jeep. Als ich mich, mit neuem Filmmaterial bestückt, wieder der Koppel zuwende, erwarten mich (!) dort eine Menge Pferde, die von mir wissen wollen, ob ich wirklich wieder hineinwollte – und noch dazu ganz alleine. Ich wollte, war ich überzeugt, nahm meinen ganzen Mut zusammen (wer diesen Spundus nicht kennt, kann sich das ja gar nicht vorstellen. Also lachen Sie gefälligst nicht), und öffnete selbstbewußt den Riegel. Wie Schalmeienklänge tönte da plötzlich Helga Nachbars Stimme über die Wiese: "Weg dort, marsch! Marsch!" – "Freunderl, wie mir da war, ums Herz", um mit dem großartigen Humoristen und Autor Viktor Chiavacci zu sprechen.



Die 17jährige Tochter besucht gerade die Landwirtschaftsschule und packt in ihrer Freizeit hilfreich – und das freiwillig – zu

Foto: Österreich Journal
Wir machen mit den so hart erkämpften Filmen noch ein paar Bilder, dann fällt es uns, und sogar mir (Michael, der sich ein wenig angefreundet hat),


Wir versprechen, das nächste Mal Würfelzucker mitzubringen

Foto: Österreich Journal
schwer uns zu trennen. Die Aussicht auf ein kühles Bier erleichtert den Abschied ein wenig. Wir fahren also wieder zum Anwesen zurück und werden mit einer guten Brettljause überrascht. Schinken, Geselchtes, Salami, Käse, Eier, Tomaten und ein herzhaftes Bauernbrot und – das gut gekühlte Bier.

Das ganze Jahr hindurch ist der Bauernhof mit Gaststätte, Zimmern und Ferienwohnungen für Gäste geöffnet. Wer Lust hat, auch einmal im Klopeiner See zu schwimmen, dem steht freie Strandbenützung zu, Parkplatz eingeschlossen. Wer noch sportlicher unterwegs ist, der kann lange Rad- und Wanderwege erkunden.

Die herzliche, offene, lachende Art der Bäuerin, Wirtin, Reitlehrerin Helga Nachbar macht sehr schnell vertraut und man hat überhaupt nicht das Gefühl, das erste Mal dort, ja fremd zu sein. Bewundernswert wie die Familie, Großeltern, Mutter und eine 17jährige Tochter, die gerade die Landwirtschaftsschule besucht und in ihrer Freizeit hilfreich – und das freiwillig – zupackt, den ganzen Betrieb bewältigt. „Hut ab“ vor so viel Tüchtigkeit.

Jedes Kind hat die Möglichkeit reiten zu können auf einem der 19 Pferde, die alle zahm (wie auch Michael nun weiß) und kinderlieb sind. Zwei große Ferienhäuser mit Balkonen und Terrassen, von denen man teils Fernblick genießen kann, bieten reichlich Platz auch für große Familien. Neben dem Gästehaus gibt es auch noch ein großes Schwimmbecken im Freien. Ob ihre Kinder reiten, schwimmen, Tischtennis spielen oder einfach herumlaufen wollen, das alles können sie inmitten dieser wunderschönen Landschaft. Wer ruhebedürftig ist, dem sei getrost gesagt, daß auch bei einer großen Kinderschar Plätze gibt, wo man Ruhe findet. Also auch für kinderlose Paare oder älteren Menschen ist diese Pension geeignet. Auch die Küche hat ihre Besonderheit, da alles aus dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb stammt, wo die Kinder sehen und lernen können, wie man die Tiere füttert und pflegt, den Stall reinigt. Hinter dem Haus gibt es ein kleines Bächlein und Frösche, Krebse, Goldfische können aus nächster Nähe bewundert werden. Viele Bäume bieten nicht nur reichlich Schatten, sondern auch Marillen, Kirschen oder Äpfel. Was kann da noch fehlen?



Die würzige Abendluft vermischt sich mit dem Geruch der vielen Blüten und der saftigen Wiesen

Foto: Österreich Journal
Noch einmal, bevor wir wieder weiter müssen, mache wir einen Rundgang, streifen durch die Wiese vorbei am Schwimmbad, dessen blaues Wasser so verlockend zum Baden einlädt, gehen weit nach hinten bis zum Waldesrand, wo auch Pferde weiden, gehen zurück zu den Stallungen, sehen in einer Scheune eine alte Kutsche, die noch in Betrieb ist, schauen uns die Schweinderln und die Kühe an und auf einmal streift eine Katze schnurrend an uns vorbei, ergreift aber gleich die Flucht, denn der kleine Bernhardiner hat sich vor der Kinderschar gerettet und kommt auf uns zugewatschelt. Die würzige Abendluft senkt sich bereits nieder, vermischt sich mit dem Geruch der vielen Blüten und der saftigen Wiesen. Man taumelt sozusagen von einer Duftwolke in die andere. Ganz still ist es geworden, die Gäste sitzen bereits beim Abendessen in der gemütlichen Stube und schweren Herzens verabschieden wir uns, wie man das von alten Freunden so tut.

Ponyhof
Helga Nachbar
Steinerberg 1
A-9122 Steinerberg
Telefon: ++43 / (0) 04239 / 26 88
Telefon: ++43 / (0) 04239 / 29 03

 

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