Welche geplagten Eltern träumen, auch wenn deren Kinder solche sind,
die zu den besonders braven zählen, nicht von einem Ort, wo es nicht
dauernd heißt: Sitz ruhig! Sprich leiser! Schrei nicht so ‘rum!
Benimm dich!? Es gibt solche Orte.
Der Ponyhof in Steinerberg liegt nur ein
paar Kilometer außerhalb von St. Kanzian am Klopeiner See
Foto: Österreich Journal |
Einer davon ist das riesengroße Anwesen rund um den Ponyhof in
Steinerberg, ein paar Kilometer außerhalb von St. Kanzian am
Klopeiner See. Der Ponyhof liegt in einer traumhaften Gegend. Die
Karawanken, deren Gipfel bis in den frühen Sommer noch mit Schnee
bedeckt sein können, bilden ein Panorama von unvergleichbarer Schönheit.
Dieser mächtigen Begrenzung Südkärntens vorgelagert ist eine
waldreiche Gegend, mitten darin liegt der Ponyhof.
Hier ist alles lebendig: Kühe, Schweine, Hasen, Enten, Katzen, Hunde.
Die drei Bernhardiner haben es uns besonders angetan, wobei einer davon
gerade mal ein paar Monate alt war und von einer Kinderschar umringt und
– nach kurzen Rangeleien – von einem nach dem anderen hin und
hergetragen wurde. Es war ein richtiges G´riß um diesen kleinen, süßen
Bengel, der noch nicht einmal sicher auf den eigenen Beinen war, sich
aber doch wohlfühlte. Er ließ sich kraulen und streicheln, auch die
Kinder konnten nicht genug davon bekommen. Eigentlich hätte er jetzt
nur noch zu schnurren brauchen.
Helga Nachbar, Bäuerin, Wirtin und
Reitlehrerin, zeigt uns in ihrer wunderbar gelegenen Koppel
Foto: Österreich Journal |
Helga Nachbar fährt uns mit ihrem Jeep zur Pferdekoppel. Kaum sind wir
dort angekommen, traben schon sechs, sieben Pferde an. Es werden mehr,
als sie eine Begrüßung ruft, jetzt sind es wahrscheinlich 16 oder 17.
"Nein, es gibt nichts", sagt Helga Nachbar einige Male und
sehr eindringlich. Die großen Vierbeiner glauben es trotzdem nicht,
umringen uns neugierig. Vielleicht haben ja die Neuen etwas Leckeres
mit.
Sie sind schon recht groß. Mit ein wenig gemischten Gefühlen lassen
wir uns aber abschnuppern, ob wir nicht doch irgendwo ein Stückchen
Zucker versteckt haben. Ein bißchen
Unser Freund und Begleiter, Adrian
Eberhart
Foto: Österreich Journal |
enttäuscht finden sie sich dann damit ab, daß es absolut nichts gibt.
Unser Freund und Begleiter, Adrian Eberhart, versucht Abhilfe zu
schaffen, indem er am Waldesrand eine Handvoll besonders saftiger Gräser
auftreibt. Wie sich aber herausstellt, hat uns das mehr interessiert als
die Pferde, die sich nicht einmal zu einem Gruppenfoto zusammentreiben
lassen. Statt dessen knabbert ein Junges, fast Schwarzes, jetzt mit fast
frechem Blick an einem Hosenbein. Naja, das kommt davon. Ganz zutraulich
stubsen uns andere an der Schulter, schauen uns fragend an und während
wir sie tätscheln, vorsichtig ihren Kopf streicheln, versprechen wir
ihnen, beim nächsten Mal jedenfalls Würfelzucker mitzunehmen. Wenn Sie
vor uns dort sein sollten, denken Sie halt inzwischen daran.
Jetzt muß ich (Michael) Ihnen noch etwas erzählen. Also, ich
habe in früheren Zeiten, als Halbwüchsiger, einmal Gelegenheit gehabt,
ein paar Schritte zu reiten, und das kam bzw. endete so: Die
wohlhabenden Eltern einer Schulkollegin hatten dieser, einer bereits
hervorragenden Reiterin, ein sehr temperamentvolles, kohlschwarzes Pferd
geschenkt. Das zeigte sie mir recht stolz und meinte es sicherlich sehr
gut, als sie mir anbot, doch auch einmal aufzusteigen. Sie nahm mir jede
Scheu, da der Rappe fromm wie ein eben schwarzes Schaf wirkte.
Auf vielen Tausenden Quadratmetern haben
die Pferde ausreichend Auslauf
Foto: Österreich Journal |
Scheinbar kannte er das diesbezügliche Sprichwort und entledigte sich
meiner schneller, als mir und meiner Freundin lieb war. Zugegeben,
gelacht hat er nicht, aber wenn Sie seinen Blick gesehen hätten …
So viel zum Thema Respekt vor großen Tieren, überhaupt, wo einem dann
noch andere passende Ausdrücke einfallen wie "Pferdegebiß",
"ich glaub, mich tritt ein Pferd", usw. Also: Ich habe wieder
einmal die Ersatzfilme im Auto vergessen, nütze die Gelegenheit, als
sich alle Pferde um Helga Nachbar, Adrian Eberhart und meine Frau
Christa scharen und schleiche mich davon in Richtung Nachbar-Jeep. Als
ich mich, mit neuem Filmmaterial bestückt, wieder der Koppel zuwende,
erwarten mich (!) dort eine Menge Pferde, die von mir wissen wollen, ob
ich wirklich wieder hineinwollte – und noch dazu ganz alleine. Ich
wollte, war ich überzeugt, nahm meinen ganzen Mut zusammen (wer diesen
Spundus nicht kennt, kann sich das ja gar nicht vorstellen. Also lachen
Sie gefälligst nicht), und öffnete selbstbewußt den Riegel. Wie
Schalmeienklänge tönte da plötzlich Helga Nachbars Stimme über die
Wiese: "Weg dort, marsch! Marsch!" – "Freunderl, wie
mir da war, ums Herz", um mit dem großartigen Humoristen und Autor
Viktor Chiavacci zu sprechen.
Die 17jährige Tochter besucht gerade die
Landwirtschaftsschule und packt in ihrer Freizeit hilfreich –
und das freiwillig – zu
Foto: Österreich Journal |
Wir machen mit den so hart erkämpften Filmen noch ein paar Bilder, dann
fällt es uns, und sogar mir (Michael, der sich ein wenig
angefreundet hat),
Wir versprechen, das nächste Mal Würfelzucker
mitzubringen
Foto: Österreich Journal |
schwer uns zu trennen. Die Aussicht auf ein kühles Bier erleichtert den
Abschied ein wenig. Wir fahren also wieder zum Anwesen zurück und
werden mit einer guten Brettljause überrascht. Schinken, Geselchtes,
Salami, Käse, Eier, Tomaten und ein herzhaftes Bauernbrot und – das
gut gekühlte Bier.
Das ganze Jahr hindurch ist der Bauernhof mit Gaststätte, Zimmern und
Ferienwohnungen für Gäste geöffnet. Wer Lust hat, auch einmal im
Klopeiner See zu schwimmen, dem steht freie Strandbenützung zu,
Parkplatz eingeschlossen. Wer noch sportlicher unterwegs ist, der kann
lange Rad- und Wanderwege erkunden.
Die herzliche, offene, lachende Art der Bäuerin, Wirtin, Reitlehrerin
Helga Nachbar macht sehr schnell vertraut und man hat überhaupt nicht
das Gefühl, das erste Mal dort, ja fremd zu sein. Bewundernswert wie
die Familie, Großeltern, Mutter und eine 17jährige Tochter, die gerade
die Landwirtschaftsschule besucht und in ihrer Freizeit hilfreich –
und das freiwillig – zupackt, den ganzen Betrieb bewältigt. „Hut
ab“ vor so viel Tüchtigkeit.
Jedes Kind hat die Möglichkeit reiten zu können auf einem der 19
Pferde, die alle zahm (wie auch Michael nun weiß) und kinderlieb sind.
Zwei große Ferienhäuser mit Balkonen und Terrassen, von denen man
teils Fernblick genießen kann, bieten reichlich Platz auch für große
Familien. Neben dem Gästehaus gibt es auch noch ein großes
Schwimmbecken im Freien. Ob ihre Kinder reiten, schwimmen, Tischtennis
spielen oder einfach herumlaufen wollen, das alles können sie inmitten
dieser wunderschönen Landschaft. Wer ruhebedürftig ist, dem sei
getrost gesagt, daß auch bei einer großen Kinderschar Plätze gibt, wo
man Ruhe findet. Also auch für kinderlose Paare oder älteren Menschen
ist diese Pension geeignet. Auch die Küche hat ihre Besonderheit, da
alles aus dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb stammt, wo die Kinder sehen
und lernen können, wie man die Tiere füttert und pflegt, den Stall
reinigt. Hinter dem Haus gibt es ein kleines Bächlein und Frösche,
Krebse, Goldfische können aus nächster Nähe bewundert werden. Viele Bäume
bieten nicht nur reichlich Schatten, sondern auch Marillen, Kirschen
oder Äpfel. Was kann da noch fehlen?
Die würzige Abendluft vermischt sich mit
dem Geruch der vielen Blüten und der saftigen Wiesen
Foto: Österreich Journal |
Noch einmal, bevor wir wieder weiter müssen, mache wir einen Rundgang,
streifen durch die Wiese vorbei am Schwimmbad, dessen blaues Wasser so
verlockend zum Baden einlädt, gehen weit nach hinten bis zum
Waldesrand, wo auch Pferde weiden, gehen zurück zu den Stallungen,
sehen in einer Scheune eine alte Kutsche, die noch in Betrieb ist,
schauen uns die Schweinderln und die Kühe an und auf einmal streift
eine Katze schnurrend an uns vorbei, ergreift aber gleich die Flucht,
denn der kleine Bernhardiner hat sich vor der Kinderschar gerettet und
kommt auf uns zugewatschelt. Die würzige Abendluft senkt sich bereits
nieder, vermischt sich mit dem Geruch der vielen Blüten und der
saftigen Wiesen. Man taumelt sozusagen von einer Duftwolke in die
andere. Ganz still ist es geworden, die Gäste sitzen bereits beim
Abendessen in der gemütlichen Stube und schweren Herzens verabschieden
wir uns, wie man das von alten Freunden so tut.
Ponyhof
Helga Nachbar
Steinerberg 1
A-9122 Steinerberg
Telefon: ++43 / (0) 04239 / 26 88
Telefon: ++43 / (0) 04239 / 29 03
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